Wer wir sind… Gabriela Jansen

Wir wollen auf der Halle 16 Seite nach und nach gerne die Menschen vorstellen, die hinter dem Projekt stehen. Wir wollen nämlich selbst gern wissen: Warum engagieren sie sich für dieses Projekt? Deshalb gibt es eine kleine Interviewreihe “Wer wir sind…”

Gabriela Jansen mit Hündin Lisa auf dem Arm

Photo: Julia Luft

Gabriela Jansen ist, gemeinsam mit Hündin Lisa, sowohl durch ihr Wesen als auch ihre tatkräftige Unterstützung eine Bereicherung für das Projekt Halle 16.

Sie gestaltet das wöchentlich offene Treffen der Inklusionsgruppe in der barrierefreien Halle 16. Willkommen sind alle, die an herzlicher Gesellschaft, Kaffee und Kuchen interessiert sind – im Sommer auch Picknicks im Park

Für die Zukunft sind barrierearme Kreativprojekte zur künstlerischen Entfaltung und kulturellen Bereicherung geplant.

 

Die Fragen stellte Anna.

Hallo Gabriela, du bist mit der Inklusionsgruppe im April 2024 hierhergekommen. Wie ist die Idee entstanden die Halle 16 als euren barrierefreien Treffpunkt zu nehmen?

Ja, da fällt schon das Stichwort barrierefrei. Wir haben in unserer Gruppe einen Rollstuhlfahrer, eine Geburtsblinde und gehbehinderte Menschen. Ich habe einfach angefragt, ob die Möglichkeit besteht, dass wir hier einen Ort finden können, wo wir uns auch handwerklich und künstlerisch betätigen dürfen. Als wir die Zusage bekommen haben, waren alle schwer begeistert. Es ist super! Unser Rollstuhlfahrer kann sich wunderbar hier bewegen und wir haben Raum und Platz, um unsere Sachen zu verwirklichen.

Und da sind wirklich alle mitgekommen, die vorher schon in der Inklusionsgruppe waren oder sind vielleicht auch neue dazugestoßen?

Es haben alle gesagt “wir gehen mit dir Gabriela”. Alle. Das hat mich richtig gerührt. Es ist keiner abgesprungen - im Gegenteil. Jetzt, durch diese Räumlichkeiten, konnten wir drei Kinder einbinden, was vorher nicht möglich war. Aufgrund des beengten Raumes und überhaupt der Möglichkeiten. Aber hier können die Kinder sich dadurch handwerklich und malerisch betätigen. Also von daher ist die Gruppe eher noch größer geworden.

Und glaubst du, dass mehr Leute zu eurer Inklusionsgruppe kommen werden?

Also es ist ja für alle offen, nicht nur für Menschen Beeinträchtigung, sondern es dürfen wirklich alle kommen und sich bei dem Treffen verwirklichen. Letztens kam zum Beispiel ein Mann zu uns, ich denke er hat eine psychische Erkrankung. Jetzt ist es natürlich schwierig für Menschen, die nicht ganz offen sind, reinzuwachsen oder anzukommen. Aber ich habe gesagt “gib einfach uns und dir die Chance hier neu anzufangen”.
Insgesamt habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Menschen sich schwer tun. Vielleicht, weil es eine Inklusionsgruppe ist, so ein bisschen Scheu vor Menschen mit Beeinträchtigungen. Oder, wenn sie selbst beeinträchtigt sind, möchten sie da nicht mit Beeinträchtigten auch noch zusammen sein. Also ich denke, das ist immer so ein Spagat bei den Menschen. Und ich glaube es bestehen sehr große Berührungsängste.

Glaubst du, die Berührungsängste könnten abgebaut werden? Könnten wir von der Halle vielleicht aktiv etwas beisteuern, wenn wir andere finanzielle Mittel hätten?

Wir könnten mehr in die Öffentlichkeit gehen, uns auch mehr beschreiben. Da vielleicht den einen oder anderen Anreiz zu schaffen. Mit Sicherheit werden wir weiterhin die Leute direkt ansprechen. Das kann ich natürlich nicht allein leisten. Auch während der Treffen unterstützen mich zwei Frauen. Dann kann ich sagen “OK, du machst etwas mit dieser Person und ich arbeite heute intensiver mit der anderen Person“. So geht das, von daher bin ich froh, dass ich das auslagern konnte. Das Malen selbst, das kriegen wir hin. Es soll ja auch nicht perfekt sein. Es soll wirklich eine Arbeit aus der Inklusionsgruppe sein und die darf auch mal so ein bisschen schräg aussehen. Das wären unsere nächsten Ziele, da sind wir jetzt dabei. Dann können die Leute sich an Farbe gewöhnen, an Acryl, Öl- oder Wasserfarben - mal ein bisschen damit spielen. Das ist so das, was ich jetzt im Kopf habe. Ich habe ganz schön was vor.

Das klingt richtig spannend. Wir sind ja hier in der Halle der Projektraum für Kunst und Kultur - inwiefern hast du einen Mehrwert für dich und für Menschen aus der Inklusionsgruppe festgestellt?

Die Resonanz ist: Wir können endlich mal so etwas in Anspruch nehmen. Wir können wunderschöne Konzerte hören. Da sind Menschen, die nehmen uns so wie wir sind. Wir fühlen uns wohl, weil wir uns ganz normal vorkommen und nicht schief angeguckt werden. Es ist einfach ein Wohlfühlen.
Ich habe ja in der Nähe eine Großstadt gelebt und da war das natürlich ein bisschen einfacher. Kunst und Kultur war vor der Halle in Sulz nicht für alle nahbar. Und ich bin richtig dankbar, dass Konzerte stattfinden, dass hier Mal Ecken sind und man einfach reinkommen kann.

Dieser Bereich müsste oder sollte mehr Menschen zugänglich gemacht werden. In der Halle gibt es schon Menschen, die kunst- und kulturaffin sind. Aber es gibt ja auch noch andere Menschen, und da ist es die Kunst, diese Menschen auch an so etwas heranzuführen. Beeinträchtigungen kann man auf viele Arten haben, die dafür sorgen, dass die Menschen für sich ziemlich eingewickelt leben. Und da wäre es toll, wenn man diese Menschen hier mit einfädeln könnte. Das war jetzt auch das Ziel des Tags der offenen Tür. Einfach alle diese Menschen rausholen. Es gibt in der Halle ja auch schon viele offene Angebote: das offene Atelier, das offene Singen, und die Eintritte sind frei.

Ich habe noch eine Abschlussfrage: was ist dein Wunsch für die Halle 16?

Ja, dass es immer so weitergeht, na? Immer auf jeden Fall. Ich denke, es ist gut so wie es ist. Einen Wunsch habe ich doch, an der Halle soll nichts verändert werden. Weder baulich noch irgendeine Art Aufhübschen.  Die rustikale Art gehört zur Atmosphäre der Halle bei und gehört zum Gesamtbild dazu.

Auch die Mentalität soll dieselbe bleiben. Wir sind ja hier alle gleichberechtigt – jeder ist gleichwertig. Und ich glaube, deshalb hat die Halle auch so viel Erfolg.

 

Die nächsten Termine mit Gabriela:
Mittwoch, 30. Oktober 2024: Hand in Hand ist kreativ
Mittwoch, 06. November 2024: Hand in Hand ist kreativ

Sonntag, 10. November 2024: Vortrag mit Gespräch zu der Geschichte der heutigen Gedenkstätte Grafeneck

Weitere Interviews gibt es hier zu lesen.

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Protokoll- Jour Fixe 31. Oktober

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Dr Grausig & the Magictones in der Halle 16