Wer wir sind… Paul Müller
Wir wollen auf der Halle 16 Seite nach und nach gerne die Menschen vorstellen, die hinter dem Projekt stehen. Wir wollen nämlich selbst gern wissen: Warum engagieren sie sich für dieses Projekt? Deshalb gibt es eine kleine Interviewreihe “Wer wir sind…”
Paul Müller liegt die kulturelle Arbeit in der Region am Herzen. Als Mitglied des Kultur- und Heimatvereins initiiert er auch Kooperationen mit der Halle 16 und trägt so zu einer Angebotsvielfalt bei.
Wenn man den langjährigen Stadtarchivar nicht in der Halle antrifft, veranstaltet er zusammen mit seiner Frau Sylvia Märchenlesungen, macht Führungen durch den Römerkeller auf Kastell, bringt kulturelle Beiträge am Neckarstrand und vieles mehr.
Seine offene und aufgeweckte Persönlichkeit münden nicht selten in interessante Gespräche, die nur ein Ende finden, wenn man zum nächsten Termin muss oder wenn nach einer tollen Halle 16 Veranstaltung das Bett ruft.
Die Fragen stellte Anna.
Wie bist du auf die Halle 16 aufmerksam geworden?
Ich bin Mitglied im Förderverein Gustav Bauernfeind Kulturhaus e.V. und dem Kultur- und Heimatverein Sulz e.V. Das Thema „Gustav Bauernfeind“ war und ist mir im Rahmen eines Kulturhauses ein großes Anliegen. Deshalb waren wir, die Mitglieder vom Förderverein, schon seit längerem auf der Suche nach kulturellen Räumen. Am besten mitten in der Stadt und in einem Gebäude, in dem Platz für das Stadtmuseum und das Bauernfeindmuseum und Möglichkeiten für kulturelle Veranstaltungen sind. Tolle Idee, aber sehr schwer zu verwirklichen. Deshalb hat es sich so hingezogen und uns viel Kopfzerbrechen bereitet.
Beim Kultur- und Heimatverein suchen wir immer Räume für Veranstaltungen. Das ist gar nicht so einfach, irgendwo sinnvoll etwas zu finden. Ich kann nicht immer ins katholische Gemeindehaus gehen und die Stadthalle ist zu groß. Wir suchen eigentlich etwas für so kleinere, gemütlichere Veranstaltungen.
Da sind die Gitta und die Vero auf die alte Industriehalle, jetzt Halle 16, gestoßen und haben gemeint, dort könnten sie doch eigentlich ihr Atelier reinmachen - wenn sie dürfen. „Das kann mit dem Förderverein und einem Kulturhaus kombiniert werden“, haben sie uns begeistert erzählt. So hätten wir schon mal die Räume, die wir nutzen können. Dafür haben natürlich die beiden in erster Linie Ideen entwickelt und versucht, so viele Menschen aus der Umgebung wie möglich ins Boot zu holen. Dazu gab es 2022 einen Workshop, bei dem ich natürlich dabei war. Ich finde, das war und ist eine tolle Idee.
Und so hat sich eine Möglichkeit ergeben, etwas zusammen zu machen.
Genau, ein Förderverein, ein Kultur- und Heimatverein und eine Art Kulturhalle. Das ist endlich die Gelegenheit, bei der tatsächlich auch andere Menschen als die Üblichen einfach mal auf Kunst und Kultur aufmerksam gemacht werden können. Ein abgeschlossener Raum, wie im derzeitigen Museum im 2. Stock oben, ist dafür gar nicht so gut geeignet. Das sieht ja dort niemand.
Du bist jetzt schon seit über einem Jahr aktiv mit dabei. Wir sehen uns regelmäßig beim Jour Fixe und Veranstaltungen hast du auch schon zusammen mit Sylvia übernommen. Bisher hast du das Interesse und die Motivation nicht verloren. Woran liegt das denn?
An der bunten Vielfalt der Menschen. Da sind wirklich ganz unterschiedliche Leute, die man sonst nicht zusammen antreffen wird. Das funktioniert in der Halle total unkompliziert. Du musst nicht großartig Smalltalk machen, man ist da und erfreut sich miteinander an dem Schönen, was passiert. Die Halle ist so ein besonderer Ort, der sehr offen ist. Komm hier her, hier kannst du sein wie du bist. Du musst dich nicht umziehen, kannst auch deinen Hund mitbringen, wenn er nicht zu sehr stört oder auch das eigene Vesperbrot. Es ist egal, es geht alles.
Was ich auch super finde ist, dass die Gabriela mit ihrer „Familie“ dieses Jahr eingezogen ist. In der Halle können Leute mit Beeinträchtigung auch mal ein Konzert besuchen, ohne überlegen zu müssen, wie man so was macht, oder sie können auch selbst kreativ sein. Die gehen einfach hin, und das finde ich so super schön. Ganz genau meine Linie.
Das Faszinierende ist auch, bei den unterschiedlichen Persönlichkeitstypen in der Halle, dass trotzdem so ein herzliches, offenes und starkes Miteinander entsteht. Also das ganze Konzept funktioniert ja nur, weil wir alle immer miteinander arbeiten. So lockere Treffen wie beim Jour Fixe oder beim Stammtisch finde ich auch klasse. Und man muss ja auch nicht kommen, wenn man nicht möchte.
Bei dem Prinzip „jeder kann, keiner muss“ fühlen sich viele angesprochen. Bisher ist die Halle 16 ja noch kein Verein und hat keine der üblichen Organisationsformen. Das könnte für die Zukunft aus bürokratischen Gründen anders aussehen. Welchen Vorteil siehst du darin, dass die Halle eben kein Verein oder Ähnliches ist?
Eine Vereinsstruktur oder Ähnliches bringt Zwang rein. Dann müssen Leute eingeteilt werden, die für etwas zuständig sind und die werden daran gemessen. Da gibt es Ämter, Wahlen und eben die Sachen, die die Menschen heutzutage vom Vereinsleben abhalten.
Wahrscheinlich wird es irgendwann darauf hinaus laufen, dass die Halle doch Strukturen braucht. Eben gerade wegen der Anträge für Fördermittel und dem Auftreten gegenüber der Öffentlichkeit. Jemand muss da als zuständig angesehen werden von außen.
Wir finden da bestimmt irgendwas, das zur Halle passt. Und wenn nicht, erschaffen wir es.
Ja, da müssen wir Lösungen finden, die möglichst viel offen lassen und Freiheit haben. Ob das Konzept der Halle funktioniert, hängt nicht an den Strukturen, sondern an den Menschen, die entweder etwas tun oder eben nicht. Und deshalb passiert ja jetzt viel mehr als noch am Anfang. So viele Leute fühlen sich angesprochen und sehen Möglichkeiten, wie sie sich einbringen können.
Bisher ist die Halle in ihrer Form noch was ganz Besonderes. So etwas gibt es noch nicht wirklich. Momentan haben wir keine Hierarchien, jede Stimme ist gleich viel wert.
Ja genau, das ist es, das ist das Schöne. Bei einem Jour Fixe wurde es mal klar auf den Punkt gebracht: „Wenn es kein Verein ist, dann mache ich mit.“
Richtig? Ja, das dachte ich mir auch am Anfang. In der Halle ist nichts mit Zwang verbunden, wir haben keine Hierarchien, schaffen einen soziokulturellen Raum und können einfach machen.
Hauptsache es passiert etwas und wenn gerade kein Programm von externen Künstler:innen ist, dann machen wir halt selber was. Das Miteinander macht die Angebote vielfältiger und lebendiger - das könnte ich alleine gar nicht leisten. Aber ein bisschen mitarbeiten, Kultur und Soziales zu verbinden, das ist genau mein Thema.
Ich denke, so können wir auch die nächste Generation an Kunst und Kultur heranführen und nachhaltig dafür begeistern.
Ja, indem man einfach Gutes macht. Es muss auch Spaß machen. Und dafür haben wir das vielfältige Programm, das nicht immer die gleiche Klientel anspricht. Es ist für alle etwas dabei und wenn nicht, dann kann man ja selbst etwas machen.
Genau, einfach machen. Meine Abschlussfrage: hast du einen Wunsch für die Halle 16? Für die Zukunft und für jetzt.
Ja, ach so, die grundsätzliche Frage. Also was ich der Halle wünsche oder was ich mir von der Halle wünsche?
Beides, wie du es interpretierst. Du kannst dir was von oder für die Halle wünschen.
Tja.
Wunschlos glücklich.
Ha, ja. Es darf sinngemäß so weitergehen. Hoffentlich auch irgendwann im Winter - Vielleicht, wenn ein Kulturhaus dazukommt. Aber dieses muss ja dann auch passend sein - dieser Geist der Halle darf und soll in Zukunft weiter leben. Das wäre mein Wunsch.
Schön, dass dieser freie, bunte Charakter von der Halle nicht verloren geht.
Genau, dieser bunte, lebensfrohe Charakter in Kombination mit dem Bauernfeindmuseum und einem Stadtmuseum.
Weitere Interviews gibt es hier zu lesen.